27.12.2024

Die Welt ist schlecht

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Die Welt ist schlecht. Das Leben ist hart und wir werden Alle sterben!

Habe ich Deine Aufmerksamkeit? Fragst Du Dich, wie diese Aussagen zum Life Balance Coaching passen? Wenn Du mich persönlich kennst, fragst Du Dich vielleicht auch, wie sie zu mir als grund-positivem und optimistischem Menschen passen. Das will ich heute erläutern.

In meinen Coachings begleite ich Veränderungsprozesse. Meine Klienten kommen zu mir, weil sie sich Entwicklung wünschen. Sie befinden sich in einer Situation, die sie als belastend empfinden, und sind so aufmerksam und verantwortungsbewusst, dass sie die Veränderung in Angriff nehmen (was übrigens allein schon wunderschön ist und ein wahnsinnig wichtiger Schritt!). Sie wollen „raus aus dem Stress“, „endlich mal Ruhe“ und hin zu mehr Entspannung. Dabei ist diese ersehnte Entspannung so verlockend, dass meine Klienten aktiv werden. Diese Motivation zur Veränderung braucht es ganz dringend, um in Bewegung zu kommen. Deshalb ist es schon in Ordnung, dass uns so Vieles in unserem Alltag suggeriert, dass „alles gut“ wird, wenn … X/Y/Z: „Fühl dich gesund und erholt, wenn du das Wellness Wochenende gemacht hast!“, „Wenn du das Projekt abgeschlossen hast, kannst du Urlaub machen und dann so richtig entspannen!“, „Wenn endlich Wochenende ist, kannst du mal ausruhen.“. Aber das ist doch alles Blödsinn!

Es ist nie alles nur gut. Die Welt wird immer Gutes und Schlechtes enthalten. Das Leben immer Leichtes und Schweres. Die Yogis und Meditationslehrer unter uns könnten diese Wahrheit aus einem viel tieferen Verständnis heraus erläutern als ich es kann. Ich bin erst vor ein paar Jahren zum Yoga gekommen und meine Meditationsversuche beobachte ich selbst immer noch mehr neugierig interessiert als erleuchtet. Aber eins weiß ich: Yin und Yang, das Ein und Aus des Atmens, das Kommen und Gehen der Wellen im Meer, der Mond, Tag und Nacht, die zwei Seiten einer Medaille… das Alles ist da und das Alles ist genauso wahr wie die Tatsache, dass es diese Polaritäten in der Welt gibt.  Jedes Kind lernt und versteht ab ungefähr dem fünften Lebensjahr (Quelle: sgibt.org), dass es den Tag-Nacht-Rhythmus gibt. Wir alle können den Wellen am Meer beim Kommen und Gehen zuschauen und spätestens wir Erwachsenen wissen, dass es auf der Welt Kriege gibt, Menschen die morden, Menschen die krank werden und sterben. Was ich nicht weiß und was ich mich immer öfter frage, ist warum wir das oft vergessen oder verdrängen in unserem Streben nach Glück und Erfüllung.

Ein Grund ist sicher, dass die sozialen Medien unsere Wahrnehmung beeinflussen. Immer sind dort alle glücklich und sehen so verdammt gut aus. Das suggeriert uns, dass das dauerhafte beständige, schöne und aufregende Glück da draußen ist – bei den Anderen, nur einen Swipe von unseren Augen entfernt. Ein anderer Grund für unsere oft einseitige Betrachtung ist wohl, dass wir das Wegschauen als Kinder so beigebracht kriegen. Wir sagen zu einem traurigen Kind schnell: „Oh, nicht weinen. Alles ist gut!“ Als ob das Weinen und die Traurigkeit oder der Schmerz nicht sein dürften und möglichst schnell überwunden werden müssten. – Später wundern wir uns dann darüber, dass unser Zugang zu unseren Gefühlen recht sperrig sein kann. Hast Du schon mal ausprobiert, wie befreiend es sein kann, einem weinenden, traurigen Kind zu sagen: „Oh, du bist traurig. Das verstehe ich. Komm, ich nehme dich in den Arm und du kannst dich ausweinen.“? Kinder leben die Extreme noch viel bewusster und authentischer als wir Erwachsenen. Sie wechseln von ausgelassenem Lachen zu tieftraurigem Weinen innerhalb von Minuten und leben beides voll und ganz. Das ist natürlich kein praktikabler Ansatz in unserem erwachsenen Alltag, in dem wir ruhig mit einem deutlichen Reifegrad in der Lage sein dürfen, unsere Emotionen zu kontrollieren. Aber was heißt denn kontrollieren? Ist ein guter Controller einer, der nur den Gewinn im Blick hat und dabei so tut als wären die Kosten nicht da oder als müssten sie eliminiert werden? Ganz sicher nicht! Ein guter Controller weiß, was die Dinge kosten. Er weiß, was auf der Soll-Seite der Bilanz steht und stehen muss, um in Verbindung mit der Haben-Seite ein gutes Ergebnis zu erzielen. Jetzt hinkt der Vergleich von Finanzen und Gefühlen natürlich an jeder Ecke, aber egal in welcher Währung wir uns der Frage stellen: 

Einen endlos anhaltenden rosaroten Zustand der Entspannung und des Glücks anzustreben ist naiv. Die Realität zeigt uns jeden Tag, dass es Gut und Böse gibt. Sollten alle Menschen immer nur gut sein und nie jemand traurig sein müssen? Ich weiß es nicht. Aber ich sehe, dass es Tage gibt, an denen wir uns gut fühlen und Tage, an denen wir uns nicht gut fühlen. Manchmal sind wir gestresst, manchmal voller Power. Und ich weiß, dass wir die eine Seite umso bewusster wahrnehmen, wenn wir auch die andere kennen. Deshalb verschließe nicht die Augen vor den Schatten Deiner Entspannung. Nur wenn Du weißt, was Dich Deine Zufriedenheit kostet, kannst Du diese Kosten managen. 

Was sind Deine Kosten, Deine Stressoren, Ängste, Kraftzieher? Was lässt Dich verkrampfen und nicht schlafen? Schau ganz genau hin in dem Wissen, dass Du Deine Stressoren nicht auslöschen musst, um ohne sie immerwährendes Glück zu haben. Wie sollte ich es als Life Balance Coach anders formulieren als dass es viel mehr darum geht, in der Balance von Anspannung und Entspannung immer wieder glückliche Momente zu finden und zu genießen. 

Solche Momente der Ehrlichkeit und der Balance wünsche ich Dir für ein wunderbares Wochenende morgen!


Photo by Alex on Unsplash


Tags

Ausgleich, Balance, Glück, gut und böse, Leben, Life Balance, Resilienz, rosarote Brille, Stress, Stress abbauen, Stressmanagement


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