27.4.2025

Ihr fragt, ich antworte | mentale Fitness

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Feierst Du runde Geburtstage, Jahrestage und Jubiläen? Macht es einen Unterschied, ob dies der dreiundsiebzigste Denkanstoß ist oder der hundertste? Ist der fünfzigste Geburtstag, den ich dieses Jahr feiere, anders als der zweiundvierzigste?


Symbolkraft von Jubiläen

Der Unterschied liegt wohl in der Bedeutung und Symbolik, die wir den Jubiläen beimessen. So können wir meines Erachtens an jedem beliebigen Dienstag ein Resumée ziehen und jeden Tag unseres Lebens feiern. Und doch markieren Jubiläen in unserer Kultur wichtige Meilensteine. Sie sind eine Gelegenheit, gleichzeitig die Beständigkeit zu feiern und vorfreudig in die Zukunft zu schauen. Wir können sie nutzen, um innezuhalten und zu reflektieren: Was war gut, was soll bleiben, was wird sich ändern, was habe ich noch vor. Und das vielleicht Schönste an Jubiläen ist, dass wir uns sehr oft entscheiden, sie gemeinsam zu feiern. Wir kommen zusammen, erinnern gemeinsam, schätzen Weggefährten und stärken unsere Verbindung.


Ihr fragt, ich antworte

So schön! Deshalb feiere ich meinen 50. dieses Jahr groß. Und deshalb findest Du in diesem 100. Denkanstoß meine Antworten auf fünf Jubiläumsfragen, die ich öfter von Klientinnen und Klienten gestellt bekomme (Fragen 1, 3 und 4) und die AI mir mit der Bitte um Ergänzung stellt (Fragen 2 und 5):


1) Welche Strategien hast Du persönlich entwickelt, um mit herausfordernden Situationen des Berufs- und Familienlebens umzugehen?

Das Gute im Schlechten meines Burnouts 2017 ist, dass ich heute meine persönlichen Warnsignale sehr gut kenne und achte. Wenn die anschlagen, steuere ich gegen. Das funktioniert für mich über Schlaf und Bewegung. Ich habe mir Nachteule beigebracht, dann halt auch mal um 21:00 Uhr ins Bett zu gehen. Das hilft enorm. Zum Thema Bewegung brauche ich nicht mehr daran zu glauben, dass mich Ausgleich leistungsfähiger macht, ich habe oft genug erlebt: Mein Tag ist so voll, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll – dann gehe ich erst recht morgens zum Sport und freue mich darüber, wie viel leichter mir alles von der Hand geht und wie viel mehr ich schaffe, obwohl ich zwei Stunden in Sport investiert habe. In meiner freien Zeiteinteilung bin ich als Selbständige privilegiert. Aber ich beobachte ähnliche Freiräume mittlerweile in sehr vielen Firmen.

Grundsätzlich gilt für mich People Pleaserin im Herzen: Wenn es hoch her geht, hat Self Care Vorrang. Ich nutze sogenannte PQ-Reps, um tagsüber immer wieder aus dem Stress-Modus zu schalten und vielleicht überhaupt erst zu bemerken, wie es mir geht. Da entsteht für mich Raum zur Reflexion – allein oder noch besser: Zusammen mit meinen Verbündeten.


2) Wie hat sich Deine Resilienz im Laufe der Jahre verändert und welche Rolle spielen persönliche Beziehungen dabei?

Vom Typ her gehöre ich schon immer eher in die Kategorie „Fels in der Brandung“. Damit einher ging auch, dass ich früher viel mit mir selbst ausgemacht habe. Irgendwann konnten jedoch meine „Resilienz-Muskeln“ der Belastung nicht mehr standhalten, weil ich sie nicht trainiert hatte und die Belastung groß war.

Bewusstes Training meiner mentalen Fitness beschert mir heute ein wohl noch stärkeres Nervenkostüm als damals. Die dafür auch nötigen Gespräche und Reflexionen wären ohne tolle Menschen um mich herum nicht möglich. Deshalb würde ich sagen, meine Beziehungen, meine Freundschaften, meine damalige Therapeutin, meine Coach, meine Mentorin und mein gesamtes Netzwerk sind heute eine sehr starke - wenn nicht die stärkste -Säule meiner Resilienz.


3) Welche Herausforderungen beeinflussen die Resilienz von den Menschen, mit denen Du arbeitest?

Die Herausforderungen, vor denen wir alle immer wieder stehen, ähneln sich sehr. Wir empfinden sie individuell unterschiedlich und auch die Ausprägungen unterscheiden sich.

Die grundsätzlichen beruflichen Themen sind

  • die Menge an Aufgaben 
  • das Multitasking 
  • die fehlende Ruhe zum konzentrierten Arbeiten 
  • dünne Personaldecken 
  • hohe Krankenstände oder Fluktuation 
  • ständiger Wechsel 
  • fehlende Sicherheit auch psychologisch und
  • ehrlich gesagt: überforderte Führungskräfte.

Zusätzlich zu diesen Stressoren im Job begegnen mir in Gesprächen immer häufiger auch

  • Beziehungskonflikte 
  • die Herausforderung mit der Informationsflut umzugehen 
  • Frust und Angst angesichts der aktuellen Weltlage und
  • Sorge um die Zukunft.


4) Welche Trends oder zukünftigen Tools könnten das Resilienz-Training stärken und wie können wir uns heute darauf vorbereiten, sie zu nutzen?

Resilienz ist ein absolutes Trend-Thema. Das ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits erhält es wichtige Aufmerksamkeit, andererseits kommt der Begriff oberflächlich-inflationär gebraucht dadurch auch schnell zu den Ohren raus.

Es gibt mittlerweile unzählige Apps, Tools, Bücher, Videos, die Dich dabei unterstützen, Deine Resilienz auszubauen. Meist fokussieren sie auf einen Aspekt von Resilienz, wie z. B. der Achtsamkeit oder der Dankbarkeit. Ich denke, diese Angebote werden sowohl hinsichtlich der Quantität als auch der Qualität in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen. Das ist gut. Es gilt dabei, sich im Angebot zurecht zu finden und die für Dich selbst passende Anwendung zu wählen.

Auch Wearables (ob als Uhr, Ring o. Ä.) inkludieren immer öfter und immer besser Parameter, die mehr oder weniger mit Resilienz in Verbindung gebracht werden können – und oft aber schon mal auf jeden Fall so heißen 😉 Hier wird sich in den nächsten Jahren sicher ordentlich was tun hinsichtlich Herzkohärenz oder Biofeedback.

Außerdem bin ich sehr gespannt, was sich über künstliche Intelligenz/ AI entwickelt. Es gibt bereits Anwendungen, die mit Dir über Deine Stressbelastung und auch über andere Sorgen „sprechen“. Das kann beratend relevant sein. Das kann Türen öffnen zu Möglichkeitsräumen. Ich könnte mir vorstellen, dass dadurch der Wunsch nach einer individuellen Resilienz-Begleitung (durch Training, Coaching, Therapie u. Ä.) zunimmt. Auch würde ich vermuten, dass meine Klientinnen und Klienten zukünftig dadurch noch informierter in die Coachings kommen. Das ist gut.

Ich bin für alles, was hilft. Probiere aus, was Dich anspricht und verwerfe ruhig auch wieder, was sich für Dich nicht als hilfreich erweist.


5) Was ist Deine Vision für die Zukunft der Resilienz, insbesondere von Manager:innen, Ärzt:innen und Unternehmer:innen? 

Ich bin davon überzeugt, dass Jede und Jeder von uns eine wunderbare, strahlende Kraft in sich trägt, die in ihrer Einzigartigkeit und in ihrer Authentizität in unserem Umfeld, in unserer Gesellschaft und in der Welt einen wichtigen Unterschied macht. Je mental fitter und resilienter wir sind, desto mehr von dieser Kraft können wir einbringen.

Das gilt für jeden von uns, unabhängig davon, was wir beruflich machen. Ich arbeite vor allem mit Manager:innen, Unternehmer:innen und Ärzt:innen - einer Gruppe von Menschen, die mit ähnlich hoher Ambition viel Kraft in ihre Herzensangelegenheit investieren – häufig während sie auch familiär gefordert sind. Daraus entsteht oft ein wertvoller Zweiklang aus Problembewusstsein und Veränderungsmotivation.

Ich wünsche mir starke „ripple effects“ ausgehend von denen, die sich bereits heute mit einer bewussten Stärkung ihrer Resilienz mehr Gelassenheit und Freude ins Leben holen. Mentale Fitness ist ansteckend.

Meine Vision ist, dass über ein starkes Bewusstsein für mentale Fitness immer mehr Menschen ihr ganzes Potential leben können. Das lässt jede und jeden Einzelnen zufriedener und glücklicher im Leben sein. Ich bin davon überzeugt, dass das unsere Welt besser machen wird. Und damit fangen wir am besten heute an – unabhängig von Jubiläen, Stichtagen oder großer Symbolik.

 

Und hey – wenn Du weitere oder andere Fragen an mich hast, dann schreibe mir und wir sprechen über das, was Dich beschäftigt. Ich höre sehr gerne von Dir!

Wenn Du mehr über den mindfit club wissen möchtest, in dem wir in kleinen Gruppen unsere mentalen Muskeln trainieren, um aus dem Stress auszusteigen und unsere persönliche Resilienz zu stärken, dann findest Du die Warteliste für die nächste mindfit club Runde hier >> klick!

Ich lebe und arbeite im schönen Idstein bei Wiesbaden und Frankfurt im Rhein-Main-Gebiet. Die Technik macht es möglich, dass wir räumliche Distanz im Online-Coaching überbrücken können.


Pic by Jörg Krause


Tags

mentale Fitness, Resilienz


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