Manchmal muss ich selbst lachen, welche schönen Klischees ich so bediene. Raus aus dem Management-Job, rein ins Burnout, 2017 dann der Weg zurück zu mir selbst über 850 km Jakobsweg und seitdem Resilienz Coach und Trainerin mentaler Fitness... Da passen wirklich einige Stereotype. So ungern ich mich in Schubladen stecken lasse, so gerne bewohne ich allerdings diese „Resilienz Coach auf dem Jakobsweg“-Schublade. Die ist nämlich einfach nur großartig.
Frisch vom Camino Portugues
Warum ich persönlich das Gehen, Wandern und Pilgern liebe, erzähle ich hier, nachdem ich gerade wieder unterwegs war. 2017 hatte ich die Magie des Jakobsweges erfahren („erlaufen“ sollte ich besser schreiben). Damals habe ich mir selbst versprochen, regelmäßig zurückzukehren. Und das tue ich seitdem. Diesen Monat bin ich zwei Wochen auf dem Camino Portugues von Porto nach Santiago de Compostela gelaufen und habe wieder einmal genossen, was am Pilgern so magisch ist.
- Alles, was ich besitze, trage ich direkt bei mir.
- Was ich bei mir trage, ist auf das absolute Minimum dessen reduziert, was ich brauche.
- Ich stelle jedes Mal wieder fest: Ich brauche so wenig.
- Meine Füße tragen mich auf dem gut gekennzeichneten Weg. Einmal losgelaufen gibt es wenig Entscheidungen, die getroffen werden.
- Gleichzeitig bin ich gut beschäftigt, die wegweisenden Pfeile zu entdecken, die Regensachen an-, aus- und wieder anzuziehen. Plätze für Pausen zu wählen, in mich hineinzuhorchen, wie viele Kilometer an diesem Tag noch in mir stecken, andere Pilger zu grüßen und ein Stück gemeinsam zu gehen.
- Gedanken an gestern oder morgen erübrigen sich. Ich bin jetzt auf dieser Etappe mit diesem Untergrund, diesen Bars am Wegrand, dieser heutigen Konstitution. Das ist eine wohltuende mentale Pause, wie sie selten im Alltag zu haben ist. Ich kann förmlich spüren, wie ich mental auftanke.
- Begegnungen mit anderen Pilgerinnen und Pilgern sind intensiv. Gespräche gehen von der Frage nach dem morgendlichen Startpunkt direkt zu tieferen Gesprächen. Wenn man sich wiedertrifft, erfährt man vielleicht Fakten, die wir sonst als Erstes von einer neuen Bekanntschaft erfahren (Wohnort, sozialer Status anhand der Kleidung, Job, …). Vielleicht erfährt man sie auch nicht und es bleibt bei dem tieferen Austausch von Mensch zu Mensch.
- Ich bin den ganzen Tag draußen. Egal bei welchem Wetter (dieses Jahr hat es sehr viel geregnet). Meine Zellen saugen den Sauerstoff auf.
- Mein Körper wird jeden Tag stärker. Faszinierend, wie nächtliche Regeneration funktioniert.
- Das Gehen entschleunigt mich, während es mich in Bewegung bringt.
Spaziergänge tun’s auch!
Für diesen bewegenden Entschleunigungseffekt und einige andere tolle Effekte musst Du übrigens nicht auf den Jakobsweg gehen. Mit schlichten Spaziergängen kannst Du Dir einige der wunderbaren Camino-Effekte in den Alltag holen.
Verbesserung des Denkens
Sich an der frischen Luft zu bewegen, kann unser Denken verbessern. Es fördert die mentale Klarheit und Konzentration. Forscher:innen des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf fanden heraus, dass Spaziergänge nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch die grauen Zellen im Gehirn trainieren. Konkrete Effekte wurden bei der grauen Substanz im Stirnlappen beobachtet, der für die kognitive Kontrolle und Handlungsplanung wichtig ist. Regelmäßige Spaziergänge erhöhen außerdem die Gedächtnisleistung und reduzieren das Risiko von Altersvergesslichkeit und Demenz.
Aufhellung der Stimmung
Beim Spazierengehen werden Endorphine und das Glückshormon Serotonin freigesetzt, die für ein Gefühl der Entspannung und Glückseligkeit sorgen. Das kann Stress reduzieren und sogar Depressionen vorbeugen.
Mehr Qualität in Gesprächen
Wenn Du es noch nie bewusst wahrgenommen hast, wirst Du überrascht sein über die Qualität von Gesprächen bei gemeinsamen Spaziergängen mit Kolleginnen, Freunden oder dem Partner.
Offizielles Qualitätssiegel für Spaziergänge
Bekommst Du da nicht auch sofort Lust auf einen Spaziergang? Falls Du noch einen kleinen Schubser gebrauchen kannst, um heute direkt mittags einen kurzen Spaziergang zu machen, hilft vielleicht ein offizielles Gütesiegel für Spaziergänge. Das Bundesministerium für Gesundheit schreibt in den Nationalen Bewegungsempfehlungen: „Erwachsene sollten möglichst mindestens 150 Minuten / Woche ausdauerorientierte Bewegung mit moderater Intensität durchführen (z. B. 5 x 30 Minuten / Woche)“.
Also, los geht’s, raus an die frische Luft auf einen Spaziergang! Wie man sich unter Pilgern auf dem Jakobsweg wünscht:
BUEN CAMINO!
Und hey – wenn Du Austausch dazu suchst, dann schreibe mir und wir sprechen darüber, wie Du in Bewegung kommst und finden für Dich jetzt passende nächste Schritte. Ich freue mich drauf!
Wenn Du mehr über den mindfit club wissen möchtest, in dem wir in kleinen Gruppen unsere mentalen Muskeln trainieren, um aus dem Stress auszusteigen und unsere persönliche Resilienz zu stärken, dann findest Du die Warteliste für die nächste mindfit club Runde mit Start Mitte Juni hier >> klick!
Ich lebe und arbeite im schönen Idstein bei Wiesbaden und Frankfurt im Rhein-Main-Gebiet. Die Technik macht es möglich, dass wir räumliche Distanz im Online-Coaching überbrücken können.
Quellen:
https://www.modernes-mentaltraining.de/2021/09/15/wie-spazierengehen-das-gehirn-trainiert/
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/b/bewegungsempfehlungen.html
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