Liebe People Pleaser,
aus gegebenem Anlass (die Weihnachtszeit) wende ich mich heute explizit an Euch. Der Anspruch, es immer allen recht zu machen, alles zu geben, non-Stopp zu helfen und den lieben Frieden überall zu wahren hat an Weihnachten Hochkonjunktur.
Selbst-Sabotage zum Fest der Liebe
Das Fest der Liebe lädt förmlich dazu ein, dass wir uns in dieser Form der Selbst-Sabotage verstricken. Deshalb lass uns zuerst prüfen, ob mein heutiger Denkanstoß für Dich relevant ist – vielleicht auch als Partner:in eines People Pleasers (für Dich habe ich unten noch einen Pro-Tipp im Umgang mit Deinem gestressten und stressenden Schatz).
Bist Du ein People Pleaser?
Lies weiter, wenn Du Dich in folgenden Gedanken wiedererkennst:
- Ich stelle die Bedürfnisse anderer vor meine eigenen. Ich bräuchte zwar dringend eine Pause, aber für die Weihnachtsfeier plane und organisiere ich alles persönlich so, dass jedem jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Veganer wollen ihr Essen selbst mitbringen? „Nein, nein, ich kümmere mich, ihr sollt euch einfach wohlfühlen.“
- Ich bin ein guter Mensch, wenn ich die Bedürfnisse anderer vor meine eigenen stelle.
- Ich gebe oft mehr als ich zurückbekomme.
- Andere können egoistisch und undankbar sein.
- Wenn ich mich nicht kümmere, wer denn dann? Das Wichteln im Kollegium organisieren (und im Kindergarten des Kleinsten gleich noch mit) oder den Blumenstrauß für Frau Müller? „Ich mache das schon, kümmert sich ja sonst wieder niemand.“
- Ich bin hier moralisch auf der richtigen Seite unterwegs.
- Ich bin zu nett für diese Welt.
- Mich um mich zu kümmern ist egoistisch.
- Ich will anderen keine Bürde sein.
- Keiner weiß mich und meine Mühen zu schätzen – undankbares Pack.
Das Gute daran
Wenn Du hier an der einen oder anderen Stelle genickt hast, dann bist Du vermutlich ein empathischer, liebevoller Mensch, der gute Antennen für die Gefühle und Bedürfnisse seiner Mitmenschen hat. Auch zu Deinen eigenen Gefühlen hast Du vermutlich einen guten Zugang, wobei es Dir schwerfällt, diesen Gefühlen auch Ausdruck zu verleihen. Du hast potenziell eine hohe emotionale Intelligenz.
Was soll daran bitte falsch sein?
Und vermutlich regt sich Widerstand in Dir, wenn ich jetzt komme und sage, dass Dein People Pleasing mehr schadet als es nutzt - vor allem weil es dabei viel mehr um Dein Bedürfnis nach Anerkennung und Zuneigung geht als um die anderen – autsch! „Nee“, wirst Du sagen: „ich mache das ja alles nicht für mich. Und die Welt wäre besser, wenn sich alle so verhielten!“ Glaube mir, ich verstehe Deinen Punkt. Jeder, der einen People-Pleaser-Anteil unter seinen persönlichen Stressverstärkern hat (also sehr, sehr viele Menschen) versteht dieses Argument. Und ich sage auch nicht, dass es schlecht ist, sich um andere zu bemühen.
Mache den Test
Ob Du im Guten oder im stressigen Modus unterwegs bist, hängt davon ab, welche Handlung Du Deiner Empathie folgen lässt und welche Intention Deiner Handlung wirklich zu Grunde liegt. Du kannst den Test bei den nächsten Weihnachtsbesorgungen machen:
- Besorgst Du Geschenke, die wirklich zu Deinen aktuell freien Kapazitäten (Zeit, Überlegung, Geld) passen und bist auch zufrieden, wenn es einfach „nur“ ein nettes, kleines Geschenk und nichts Besonderes ist? Prima, an der Stelle kein Pleaser-Alarm. Vermutlich stressen Dich die Weihnachtsbesorgungen nicht sonderlich, richtig?
- Oder besorgst Du tendenziell eher Geschenke, die eigentlich ‚ein bisschen drüber‘ sind, aus Angst, dass der Beschenkte enttäuscht von Dir sein könnte? Ist es Dir wichtig, Lob, Anerkennung und ein deutliches Danke zu erhalten und bist Du enttäuscht, wenn das nicht so ausfällt, wie Du es Dir vorstellst? Bist Du lange bemüht und lieb, bis es Dir irgendwann reicht, und Dich die mangelnde Wertschätzung anderer frustriert? Herzlich willkommen, Du bist in guter Gesellschaft, aber sehr stressverstärkend unterwegs.
Vorschlag zur Entlastung
Mein Vorschlag, um Überlastung und auch Verbitterung bei Dir sowie Abhängigkeit von Deinen ständigen Hilfen und Genervtheit bei anderen zu vermeiden:
Atme tief durch, am besten, indem Du zählst, auf wie viele Zählzeiten Du einatmest, um dann doppelt so lange auszuatmen und wiederhole das ein paar Mal.
Dann überprüfe Deine Motive von dem, was Du vorhast für andere zu tun finde das wirklich passende Maß
- Das, was Du aus der Liebe heraus tust und was auch im Rahmen Deiner Kapazitäten liegt: Go for it und genieße es!
- Das, was Deine Kapazitäten eigentlich übersteigt und wo es Dir im Kern eher darum geht, wie Du dastehst, oder was Du zurückbekommst: Streiche doch für den Anfang einfach mal eins dieser Vorhaben in dieser Woche und teste mal, was passiert und wie es sich anfühlt.
Pro-Tipp für Angehörige
Ach, und wenn Du bis hier her gelesen hast, weil Du bei einem Deiner Liebsten starke People-Pleaser Anteile vermutest, dann habe ich noch einen Pro-Tipp für Dich: Du hast sicher schon festgestellt, dass es nichts nutzt, einem People Pleaser zu sagen, dass die Bemühungen nicht nötig sind. Versuche es doch einmal damit, einem People Pleaser Deiner Wahl (oder Dir selbst) zu sagen: Ich sehe, was Du hier alles auf die Beine stellst und das ist toll. Und ich möchte, dass Du weißt, dass meine Zuneigung zu Dir überhaupt nichts mit dem zu tun hat, was Du tust, sondern mit dem, wer Du bist. Komm, lass uns eine Runde im Schnee spazieren gehen, gemeinsam Zeit verbringen und überlegen, wer für wen Geschenke besorgt.
Auf eine liebevolle Adventszeit ohne stressverstärkende Übertreibungen!
Und hey – wenn Du systematisch lernen möchtest, aus der Selbst-Sabotage auszusteigen, dann schreibe mir und wir sprechen über People Pleasing, weitere stressverstärkende Antreiber und mentale Fitness. Ich freue mich drauf!
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Ich lebe und arbeite im schönen Idstein bei Wiesbaden und Frankfurt im Rhein-Main-Gebiet. Die Technik macht es möglich, dass wir räumliche Distanz im Online-Coaching überbrücken können.
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